Zahlen und Fakten

Bundesland
Ort
Berlin, Deutschland
Jahr
2023–2025
Förderlinie
Kategorie
Träger
Fördersumme
52.858,00 Euro
Einband eines "Sencionsprotocolls".

Das Berliner Medizinhistorische Museum (BMM) der Charité bewahrt 46 dickleibige Folianten auf, die – jahrweise gebunden – alle Sektionsprotokolle des Pathologischen Instituts der Charité aus der Schaffenszeit Rudolf Virchows (1856–1902) umfassen. Schmutz, Säure, Tintenfraß, Trockenheit und mechanische Belastungen haben den handschriftlich verfassten Bänden über die vergangenen 120 bis 160 Jahre hinweg so zugesetzt, dass sie aktuell weder wissenschaftlich nutzbar noch in Ausstellungen präsentierbar sind. Ihr Bestand ist akut und ernsthaft gefährdet. Bis 2012 konnten drei besonders schwer geschädigte Bände restauriert werden (1875, 1876 und 1898). Im Rahmen einer dreijährigen Förderung im BKM-Sonderprogramm werden auch die übrigen 43 Protokollbände fachgerecht restauriert. Ziel ist es, den Bestand zu retten und der schonenden Nutzung zugänglich zu machen. Mit der Restaurierung geht die Entsäuerung und Neuverpackung aller 46 Bände einher. 

Die Sektionsprotokolle dokumentieren die unmittelbare Anschauung Rudolf Virchows und seiner engsten Mitarbeiter im Sektionssaal. Auf Basis dieser Anschauung prägte der Pathologe noch heute gebräuchliche Begriffe wie Leukämie, Sarkom, Thrombose und damit auch die Vorstellung von zahlreichen Krankheitsbildern. Die Protokolle weisen Virchow in seiner internationalen Bedeutung als Wegbereiter der modernen, naturwissenschaftlich fundierten Medizin aus. Diese löste ältere philosophische bzw. rein empirisch begründete Vorstellungen von Medizin ab. Wissenschaftshistorisch bilden die Protokolle mit ihren Primärbeobachtungen geradezu den Zentralcode der naturwissenschaftlich begründeten Erforschung des kranken menschlichen Körpers. Alle weitergehenden wissenschaftlichen Analysen in Virchows Charité-Institut für Pathologie nahmen hier ihren Anfang. Erhalt und Erschließung der Protokolle sind daher von unschätzbarem Wert. Perspektivisch sollen die Protokolle im Rahmen einer digitalen Quellenedition online im Volltext verfügbar gemacht werden.